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Höchstleistungen zum Nulltarif

Die Produktion von tierischen Erzeugnissen ist ein weites Feld mit zahlreichen Facetten. In diese Kategorie fallen im Wesentlichen die gemeinhin und auch vom Gesetzgeber als Nutztiere bezeichneten Tiere. Die Produktion von tierischen Konsumgütern steht sowohl in der Schweiz als auch verglichen mit dem Ausland in einem harten Konkurrenzkampf. Zum einen ist die Nachfrage etwa nach Fleisch nach wie vor sehr hoch, zum andern sind die meisten Konsumentinnen und Konsumenten nicht bereit, für tierische Güter einen fairen Preis zu bezahlen. Um konkurrenzfähig zu sein, setzen die Produzenten auf Tiere, die schnell und effizient Muskelmasse bilden, Höchstmengen an Milch geben oder zuverlässig Eier legen. Dies alles unter Bedingungen, die hauptsächlich den Ansprüchen der Produzenten dienen. Artgemässes Verhalten ist so meist nicht möglich und das Wohlbefinden der Tiere ist, gemessen an den natürlichen Verhaltensbedürfnissen, stark eingeschränkt. Das beginnt bei der Geburt und endet mit dem Tod. Der Staat auferlegt zwar den Produzenten mit der Tierschutzgesetzgebung die Einhaltung von Minimalstandards, bietet aber gleichzeitig durch die Ausschüttung von teils fragwürdigen Beiträgen Hand zu einer Entwicklung, die mehr Masse statt Klasse bewirkt.


Rindvieh

Tiere der Rindergattung dienen bei uns vorwiegend als Milch-, Fleisch- und Fettlieferanten. Felle und Häute spielen eine nebensächliche Rolle. Hervorzuheben ist dabei insbesondere die Milchproduktion, weil sie auf Tieren basiert, die auf absolute Hochleistung gezüchtet sind und denen systembedingt fast nichts mehr an normalem Rinderdasein zugestanden wird. Heisst das, die Kuh als Sinnbild für eine heile Schweiz ist bloss ein Werbegag? Diese Frage ist tatsächlich berechtigt angesichts dessen, was Milchkühen von unserer Gesellschaft alles zugemutet wird. Was uns selbstverständlich erscheint, ist in der Tat sowohl unethisch als auch der Ausdruck einer groben Instrumentalisierung. Eine diesbezügliche Liste möge dies verdeutlichen.
Die Haltung von grossen Nutztieren mit Körpergewichten von mehreren Hundert Kilogramm erfordert in erster Linie Verstand und Einfühlungsvermögen, aber auch viel Zeit und Platz. Allein die unterschiedlichen Haltungssysteme für Aufzucht- und Mastkälber, für Mastmunis und Milchkühe während und ausserhalb der Laktation sowie der Umgang mit diesen Tieren setzt ein umfangreiches Wissen beim Tierhalter voraus. Wer mit dem normalen Rinderverhalten und den daraus resultierenden Ansprüchen der Tiere nicht vertraut ist, wird kaum erkennen, wo und wodurch das Tierwohl eingeschränkt wird oder Tiere gar leiden. Dass eine tiergerechte Haltung auf der anderen Seite auch der Tiergesundheit dienlich ist und damit nachgewiesenermassen Kosteneinsparungen bewirkt, scheint auch heute noch vielen Tierhaltern nicht einzuleuchten. Kompanima will mit seinen Angeboten mittelfristig auch Angebote für Rinderhalter schaffen, die das Bewusstsein für tierwohlfördernde Massnahmen und Haltungssysteme erweitern helfen. Haltungen, in denen Bewegung, Sozialkontakt, Einfall von Tageslicht, Trittsicherheit oder die freie Wahl der Liegeplätze eingeschränkt sind, beschneiden das Wohlbefinden der Tiere. Auch dann, wenn sie gesetzeskonform sind. Auf der anderen Seite erfordern Praktiken wie die Mutterkuhhaltung, aber auch der "Betrieb" von Boxenlaufställen mit behornten Milchkühen von den Tierhaltern erhöhtes Fachwissen, mehr Zeit und vor allem Einfühlungsvermögen. Handelt es sich zusätzlich um Robustrassen wie Hochlandrinder oder fremde Arten wie Yaks und Wasserbüffel, erhöht sich der zeitliche und fachliche Aufwand entsprechend. Zusammen mit Fachorganisationen oder etwa dem Schweizer Tierschutz will Kompanima auch in diesem Bereich das Weiterbildungsangebot ausbauen helfen.


Schweine

In der Schweiz wurden 2016 rund 1.45 Millionen Schweine gehalten. Alle diese Tiere dienen ausschliesslich der Fleischproduktion. Im Unterschied zur Rindviehhaltung ist für Schweine der Gang auf die Weide eine Seltenheit. Dies bedeutet für eine Tierart, deren natürliches Leben zu einem grossen Teil aus Erkunden und Nahrungssuche besteht, eine wesentliche Einschränkung des Wohlbefindens. Die Schweinehaltung verkörpert beispielhaft eine Massenproduktion in High-Tech-Ställen, die den Bedürfnissen der Tiere weitgehend nicht gerecht wird. Obwohl wir über das Verhalten der Schweine recht gut Bescheid wissen, werden diese Erkenntnisse in den landwirtschaftlichen Schulen scheinbar ungenügend vermittelt. Wer als Bauer eine Weidehaltung praktiziert, gilt auch heute noch als Exot. Neben der Haltung ist es insbesondere bei der artgemässen Fütterung sowie bei Transport und Schlachtung, wo mehr Wissen mehr Tierwohl bringen könnte. Alternative Produktionsformen wie die Ebermast finden noch zu wenig Beachtung und sollten auch bei den Lehrgängen viel mehr gefördert werden. Ebermast ist deshalb auch schonend, weil auf die stets tierschutzrelevante Kastration verzichtet werden kann. Kompanima möchte auch aufzeigen, dass Schweinefleisch aus EU-Ländern bezüglich Produktion unseren Tierschutzstandards bei weitem nicht genügt. Entsprechende speziell auf das KonsumentInnenverhalten ausgerichtete Bildungsangebote und Tagungen wie Kompanima Thema sollen Teil des Programms sein.


Kleine und ganz grosse Vögel

Geflügelprodukte aus tierfreundlicher Herstellung fristen auch hierzulande mit vergleichs- weise fortschrittlicher Tierschutzgesetzgebung ein klägliches Dasein. Jährlich werden etwa 65 Millionen Hühner aufgezogen und geschlachtet, wohlverstanden hinter verschlossenen Türen. Sowohl Legehennen als auch Mastpoulets stammen mehrheitlich aus riesigen Hallen mit Massenproduktion. Gleichsam als "Kollateralschaden" werden jährlich rund 2 Millionen männliche Küken an ihrem ersten Lebenstag und mit fragwürdigen Methoden getötet. Sie sind unbrauchbar und somit wertlos für die Eierproduktion. Diese ethische und tierschützerische Problematik wird zusätzlich dadurch verschärft, das praktisch keine Kontrolle und damit kein Vollzug der ohnehin dürftigen Tierschutzvorschriften erfolgt. Eine Analyse der Tierschutzstrafpraxis durch die Stiftung für das Tier im Recht (TIR) hat im Jahr 2016 ergeben, dass gerade einmal 25.6 Strafverfahren pro Jahr wegen an Hühnern begangenen Tierschutzdelikten geführt wurden. Dass Hochleistungszucht und schlechte Haltungsbedingungen bei den betroffenen Hühnern zu offensichtlichen Schmerzen, Leiden, Schäden und Tod führen, scheint weder die Branche noch die kantonalen Vollzugsbehörden zu kümmern. Zwar gibt es auch Betriebe mit höheren Tierschutzstandards. Es sind aber die wenigsten KonsumentInnen bereit, den höheren Preis für tiergerechter produzierte Eier oder Poulets zu bezahlen. Bedenklich ist auch, dass tierwohlbewusste Menschen in den wenigsten Gastrobetrieben entsprechende Produkte konsumieren können, wie eine Studie des Schweizer Tierschutz STS zeigt. Wer gar sein Trutenfleisch aus einem EU-Land wie Deutschland bezieht, unterstützt damit gleichsam eine Fleischindustrie, die sich durch fehlenden Respekt gegenüber den Tieren sowohl bei der Haltung als auch im Umgang zeigt und Tierquälerei als Standard praktiziert. Kompanima möchte auch im Bereich Geflügelprodukte mehr Bewusstsein bei den KonsumentInnen herbeiführen, auch in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen wie kagfreiland oder dem Schweizer Tierschutz. Neben den bekannten Geflügelprodukten wie Poulets oder Hühnereier werden in der Schweiz auch Wachteleier und Straussenfleisch produziert. Die gesetzlichen Anforderungen an die Halter sind wenig anspruchsvoll mit dem Resultat, dass bei diesen Produktionszweigen mehr Wissen um Bedürfnisse und tiergerechte Haltung dringend nötig wären.


Wolliges und gehörntes Kleinvieh

Neben den erwähnten typischen Nutztierarten sind als Milch-, Fleisch- und Wollelieferanten die Schafe und Ziegen zu nennen. Auch sie stellen hohe Anforderungen an ihre Haltung, was fälschlicherweise von vielen Bauern und Hobbyhaltern nicht respektiert wird. Allein der Umstand, dass Ziegen eigentliche Klettertiere sind, erfordert von Haltern entsprechendes Wissen. Schafe und Ziegen gehörten bis 2006 bezüglich gesetzlicher Minimalanforderungen zu den "vergessenen" Tieren, weshalb sie in den Köpfen vieler Tierhalter noch immer als anspruchslos zu gelten scheinen. Mangelnder Respekt etwa gegenüber den Bedürfnissen von Schafen zeigt sich auch darin, dass man sie bei der Alpsömmerung oft ihrem Schicksal überlässt und sie aus vielerlei Gründen erkranken oder zu Tode kommen. Den bauernschlauen Schafzüchtern scheint da der Wolf gerade recht zu kommen. Er ist es, welcher die Gleichgültigkeit der Tierhalter auszubaden und manchmal mit dem Leben zu bezahlen hat. Schafe und Ziegen eignen sich auch bestens, um Bundesbeiträge zu kassieren, da ihre Haltung in verschiedener Hinsicht finanziell gefördert wird. Kompanima wird zusammen mit Fachorganisationen Aus- und Weiterbildungsangebote speziell auch für Hobbyhalter anbieten, die üblicherweise nicht hauptberuflich mit Tieren zu tun haben.


Kaninchen

In diesem Kapitel erwähnen wir die Kaninchen als Fleisch- und Felllieferanten. Als solche profitieren sie in der Schweiz zwar von gesetzlichen Minimalbestimmungen, die weit über das Mass etwa in EU-Ländern hinausgehen. Trotzdem sind wir auch hierzulande ein schönes Stück entfernt von dem, was man bei Kaninchen als tier- und bedürfnisgerecht bezeichnet. Die Krux besteht darin, dass nur die Gruppenhaltung diesen sozial lebenden Tieren gerecht wird, was aber in der Praxis nicht leicht umzusetzen ist und viel Fachwissen und Engagement benötigt. Dank der Tierschutzforschung und langjähriger Erfahrungen in tierwohlbewussten Betrieben wissen wir, wie eine Gruppenhaltung erfolgreich und effizient praktiziert werden kann. Dieses Wissen will Kompanima vermehrt verbreiten, etwa auch indem wir erfolgreichen Praktikern eine Plattform für Tipps und Gedankenaustausch bieten. Im Bereich Konsumenteninformation wird Kompanima demgegenüber auf die unhaltbaren Zustände in ausländischen Fell- und Fleischproduktionsbetrieben hinweisen und mithelfen, einen tierwohlbewussten Konsum zu fördern.


Der letzte Gang

Bezüglich Tiertransporten, Betäubung und Schlachtung sind die Vorgaben der Tierschutzgesetzgebung in der Schweiz umfangreich und detailliert. Minimale Mindestanforderungen können so in einem Bereich, wo systembedingt Massenverfahren die Regel sind, kontrolliert und auch durchgesetzt werden. Hinzu kommt, dass Transporteure zusammen mit Schlachtbetrieben und Tierschutzorganisationen seit Jahren gemeinsam Verbesserungen suchen und auch umsetzen. Trotzdem gibt es auch bei uns nach wie vor zuviele Missstände. So werden von den Bauern kranke oder verletzte Rinder, Schweine oder Schafe für den Verlad in den Schlachthof bereitgestellt oder es gibt Transporteure, die solche Tiere nicht zurückweisen bzw. nicht Anzeige erstatten. Transport-Missstände sind zudem bei Kleintieren wie Kaninchen oder Geflügel schwerer auszumachen. Sie werden von Packern in Transbortbehälter verfrachtet, wodurch Gehfähigkeit, Verletzungen und der Allgemeinzustand schlecht erkennbar sind. Im Schlachthof wiederum kommt es immer wieder zu Fehlbetäubungen, weil einerseits das Betäuben an sich je nach Methode eine anspruchsvolle Tätigkeit darstellt und andererseits oft unter grossem Stress gerabeitet werden muss. Die kantonalen Kontrolleure arbeiten zudem sehr unterschiedlich und sind oft nicht genügend kompetent. Um hier Besserung zu schaffen, gibt es bereits verschiedene Initiativen, u.a. einen Praxis-Leitfaden zur Bestimmung der Transportfähigkeit von adulten Rindern. Kompanima unterstützt Bestrebungen die geeignet sind, Missstände zu reduzieren und zu mehr Tierwohl führen. So etwa auch Pläne zur Erhaltung dezentraler Schlachthäuschen in den Gemeinden. Diese erfüllen eine wichtige Tierschutzaufgabe, indem Notschlachtungen lokal vorgenommen werden können und Transportwege minimiert werden.

Rechtlicher Hintergrund

Gesetze



Rinder-Wissen

Das natürliche Verhalten von Rindern, Tagesablauf, Funktionskreise und Haltungs- ansprüche werden geschildert und erklärt (IGN)

Übersicht zum Rinderverhalten mit daraus abgeleiteten Haltungsansprüchen von Cornelia Mülleder anlässlich Bio Austria Tage 2008

Die Milchkuh - eine fitgespritzte Ausdauersportlerin. Dossier Nr. 3 aus der Reihe "immer mehr, immer schneller, immer billiger". Zürcher Tierschutz, 1. Auflagae, 2020


Schweine-Wissen

Das natürliche Verhalten der Schweine, Tagesabläufe, Funktionskreise und Haltungs- ansprüche werden geschildert und erklärt (IGN)


Geflügel-Wissen

Das glückliche Huhn? Internetportal der Interessengemeinschaft Nutztierhaltung IGN

Geflügel halten. Informationen auf der Webseite des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV)


Schaf- und Ziegen-Wissen

Ein Internetportal zur artgemässen Ziegenhaltung (IGN)

Artgemässe Ziegenhaltung. Ein Merkblatt der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V.

Wichtiges zur Schafhaltung im Freien. Merkblatt des Schweizer Tierwschutz STS.

Schafe und Schafhaltung auf der Webseite des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV)

Ziegen und Ziegenhaltung auf der Webseite des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV)


Kaninchen-Wissen

Mastkaninchen in Gruppen halten. Ein Merkblatt des Schweizer Tierschutz STS

Infoseite rund um die Kaninchen von proKaninchen.ch

Kaninchen - gesellige Langohren. Ein Ratgeber für Haltung und Pflege. Zürcher Tierschutz

Kaninchen und Kaninchenhaltung auf der Webseite des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV)

Kaninchenhaltung. Ein Merkblatt der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz TVT